Deutschland – das war lange Zeit eine einzige Digitalwüste. Es schien, als würde das Land der Ingenieure und Entwicklungen den digitalen Trend verschlafen. Eine neue Studie der Unternehmensberatung Staufen Digital Neonex zeigt nun, dass der deutsche Michel erwacht und dabei ist, seinen internationalen Rückstand aufzuholen. Die Berufung eines Staatsministeriums für Digitalisierung und die Gründung eines Digitalrats erscheinen so als die Anzeichen für den sich vollziehenden Wandel.
So fand der „Deutsche Industrie 4.0 Index“ unter 450 deutschen Industrieunternehmen heraus, dass erstmals mehr als die Hälfte mindestens eine Applikation der Industrie 4.0 im operativen Betrieb umgesetzt hat. Gefragt war, ob eine entsprechende Anwendung entweder auf Einzelprojektbasis oder unternehmensübergreifend eingesetzt wurde. 2016 betrug dieser Wert noch 40 Prozent, 2014 gar nur 15 Prozent. Das zeigt: Die Industrie 4.0 ist aus dem Planungsstadium herausgetreten und wird nun zum Unternehmensalltag. Zudem verdeutlicht der aktuelle Index, das kaum ein Unternehmen nicht zumindest ein entsprechendes Projekt in Planung hat. Nur noch jeder 10. Betrieb hat noch gar nichts mit Industrie 4.0 zu tun.
Besonders digitalerfahren sind Maschinen- und Anlagebau sowie die Elektroindustrie im Bereich Einzelprojekte. Sie führen die Entwicklung zu mehr Wettbewerbsfähigkeit an. Eine durchgängige Umsetzung mit Industrie 4.0 findet sich hingegen in der Automobilbranche mit fast 20 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass dieser Bereich über äußerst homogene Produkte, Prozesse und Supply Chains verfügt.
Es zeigt sich weiterhin, dass Industrie 4.0-Anwendungen bisher vornehmlich für mehr Effizienz und Transparenz eingesetzt wurden. Digitale Produkte und Anwendungen für die eigenen Kunden bieten bisher lediglich 21 Prozent der Unternehmen. Und erst 5 Prozent bieten gänzlich neue Geschäftsmodelle an. Damit gibt es noch reichlich Digitalisierungspotenzial, vor allem da die Bestrebungen sich noch zu sehr auf innere Prozesse richten.